Die richtige Art der Kommunikation kann alles verändern …
Wie man Streit und Konflikte vermeiden kann.
Das 4-Ohren-Modell nach Friedemann Schulz von Thun
Haben Sie das auch schon einmal erlebt? Egal, ob im Job, an der Supermarktkasse oder zuhause mit der Familie – Sie äußern Ihrer Meinung nach eine harmlose Aussage, und plötzlich entsteht ein Konflikt. Oder umgekehrt: Ein Kollege sagt etwas, und Ihnen platzt der Kragen …
Die Art und Weise, wie wir miteinander kommunizieren, ist ein zentraler Bestandteil unseres Zusammenlebens. Missverständnisse entstehen oft, weil unterschiedliche Personen den Fokus auf verschiedene Aspekte einer Nachricht legen. Hier kommt das Kommunikationsquadrat von Friedemann Schulz von Thun ins Spiel.
Dieses Modell, das Schulz von Thun 1989 entwickelte, hilft, Kommunikation im privaten und beruflichen Kontext besser zu verstehen. Es beschreibt, dass jede Nachricht auf vier verschiedene Arten gehört und interpretiert werden kann – mit vier „Ohren“ gehört oder mit vier „Mündern“ gesagt, die je nach Person und Situation unterschiedlich ausgeprägt sind.
Die vier Ebenen der Kommunikation bestehen aus:
Sachebene: Was ist der sachliche Inhalt der Aussage?
Selbstoffenbarungsebene: Was verrät mein Gegenüber über sich selbst?
Appellebene: Was soll ich aufgrund dieser Aussage tun?
Beziehungsebene: Was sagt diese Aussage über unsere Beziehung aus?
Ein bekanntes Beispiel: Zwei Personen sitzen in einem Auto an einer roten Ampel, diese schaltet auf Grün und der Beifahrer sagt: „Die Ampel ist grün.“ – Der Fahrer könnte dies als reine Information verstehen (Sachohr) oder sich kritisiert fühlen (Beziehungsohr), sich über eine unterschwellige Aufforderung ärgern (Appellohr) oder denken, dass der Beifahrer ungeduldig ist (Selbstoffenbarungsohr). Ein harmloser Satz kann also sehr unterschiedlich aufgenommen werden und im schlimmsten Fall zum Streit führen.
Ein weiteres Beispiel aus dem Alltag: Die Mutter sagt zum Kind „Der Mülleimer quillt mal wieder über.“
Sachebene: Der Mülleimer ist voll.
Selbstoffenbarungsebene: Ich (die Mutter) ärgere mich, weil ich ihn nicht schon wieder leeren möchte.
Appellebene: Du (Appell an den Sohn) solltest den Müll rausbringen.
Beziehungsebene: Du machst zu wenig im Haushalt.
Je nachdem, auf welcher Ebene das Kind die Botschaft aufnimmt und darauf reagiert, entscheidet darüber, wie der weitere Tag der beiden Personen verläuft - mit oder ohne Konflikt.
Männer hören anders als Frauen?
Oft zeigt sich, dass Männer stärker auf die Sachebene und die Selbstoffenbarungsebene achten, während Frauen eher die Beziehungs- und Appellebene wahrnehmen. Dies führt häufig zu Missverständnissen. Statt in Klischees zu verfallen, lohnt es sich, bewusst in die Rolle des anderen zu schlüpfen – so lassen sich viele Konflikte vermeiden.
Ein amüsantes Beispiel aus meinem Leben: Eines Abends saß ich mit meinem Partner auf dem Sofa, es klingelte an der Tür, und ich sagte: „Ah, der Pizzabote ist da.“ Mein Mann schaute auf die Uhr und meinte: „Wow, das ging aber schnell!“ – und blieb sitzen. Früher hätte mich das geärgert: Warum steht er nicht auf und öffnet die Tür? Doch durch das Kommunikationsquadrat wurde mir klar, dass ich die Aussage als Appell („Steh auf und mach die Tür auf!“) gemeint hatte, während er sie nur mit dem Sachohr aufgenommen hat. Heute kann ich darüber lachen und formuliere meine Aussagen anders. 😉
Vielleicht möchten Sie einmal bewusst darauf achten, mit welchem Ohr Sie hören – und welche Ebene Ihr Gegenüber verwendet. Manchmal reicht es, einen Schritt zurückzutreten und über die Situation zu schmunzeln, anstatt sich zu ärgern. Probieren Sie es aus!